Im Land des humorlosesten Satzes der Welt: „Spaß muss sein!“

Das ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie man Ernüchterung herbeischreiben kann. Es ist damit gleichzeitig ein gutes Beispiel für deutschen Journalismus. Selbst wenn in amerikanischen Zeitungen auch der eine oder andere Kommentar das Ende des Enthusiasmus anzeigt und auf die ernüchternden Zahlen der Wirtschaft hinweist, dann ist es dort lange nicht so flächendeckend wie in unserem Blätterwald. War jemals wirklich jemand so berauscht, dass er wirklich angenommen hat, die Welt sähe schon sechs Wochen vor Obamas Amtsübernahme ganz anderes aus? Man hat fast das Gefühl, dass man in diesem Land auf keinen Fall länger fasziniert, hoffnungsvoll oder gar begeistert sein darf als fünf oder sechs Tage.

Eine Woche nach dem Sieg: Bye-bye, Obamania – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Kultur

„Der Jubel wird verblassen, die Rezession bleiben“

Die Wahrheit ist: Die USA sehen in Woche 1 nach Obamas Wahlsieg genauso aus wie davor. Vor der Suppenküche der katholischen Kirche St. Francis Xavier in Manhattans 16th Street stehen Dutzende Obdachlose Schlange, wie jeden Tag – die meisten von ihnen Schwarze. Auf dem Union Square, wo in der historischen Wahlnacht spontan die Nationalhymne angestimmt wurde, sind es wieder die Gemüsehändler, die mit ihrem Preisgeschrei den Lärm machen. Der Verkehr quält sich chaotisch wie immer über den Times Square, man hupt, brüllt, zeigt gelegentlich den Stinkefinger.

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